Silvester mit Hund

Silvester mit Hund – Informationen zu Geräuschangst und Training
Silvester stellt für viele Hunde eine besondere Belastung dar. Knall- und Explosionsgeräusche können Angstreaktionen auslösen, die sich ohne passende Vorbereitung verstärken.

Geräuschtraining bei Geräuschangst (z. B. an Silvester)
Eine bewährte Methode zur Vorbereitung auf Silvester ist die schrittweise Gewöhnung an Geräusche in Kombination mit positiven, alltäglichen Situationen wie Fressen oder Spielen.
In der Praxis werden dabei meist mehrere Ansätze kombiniert. Diese greifen wie einzelne Bausteine ineinander und ergänzen sich:
1. Desensibilisierung
2. Gegenkonditionierung
3. Unterstützende Nahrungsergänzungen / Pheromone
4. Medikamentöse Unterstützung (in schweren Fällen)
1. Desensibilisierung
Desensibilisierung bedeutet, dass ein Hund schrittweise an einen ursprünglich angstauslösenden Reiz gewöhnt wird. Der Reiz (z. B. Knall- oder Feuerwerksgeräusche) wird dabei so schwach präsentiert, dass er keine Stress- oder Vermeidungsreaktion auslöst.
Erst wenn der Hund auf diesem niedrigen Niveau stabil und gelassen bleibt, kann die Intensität sehr langsam gesteigert werden. Tempo und Steigerung richten sich immer nach dem individuellen Hund.
Wichtig:
Der Mensch sollte sich dabei ruhig, gelassen und alltäglich verhalten. Übertriebene Fröhlichkeit, Mitleid oder besondere Aufmerksamkeit können den Reiz unbeabsichtigt aufwerten.
Beispiel Silvester (geplantes Training)
Leise Feuerwerks- oder Knallgeräusche laufen im Hintergrund, während der Hund bereits entspannt frisst oder spielt.
Die Lautstärke wird so gewählt, dass der Hund keine erkennbare Reaktion zeigt (kein Innehalten, kein Horchen, kein Abbruch des Verhaltens).
Über Tage oder Wochen kann die Lautstärke minimal gesteigert werden – immer nur so weit, dass der Hund weiterhin unbeeindruckt bleibt.
Zentrale Trainingsregeln+
A. Geräusche erst einschalten, wenn der Hund bereits frisst oder spielt.
Nicht vorher und nicht zeitgleich mit dem Start der Aktivität.
B. Geräusche ausschalten, bevor Fressen oder Spielen endet.
Der Geräuschreiz soll niemals der letzte wahrgenommene Reiz sein, sondern stets von einem positiven Erlebnis eingerahmt werden.
2. Gegenkonditionierung
Gegenkonditionierung beschreibt das gezielte Verknüpfen eines bislang unangenehmen Reizes mit etwas Positivem.
Ziel ist keine Ablenkung, sondern eine Veränderung der emotionalen Bewertung des Reizes.
Typisch ist folgende Abfolge:
Unangenehmer Reiz → sofort etwas Positives
Beispiel Silvester / Alltag
Da mittlerweile ganzjährig unerwartete, sehr laute Knallgeräusche auftreten können (z. B. durch illegale Pyrotechnik), ist planbares Training nicht immer möglich.
In solchen Situationen ist es sinnvoll, hochattraktives Futter oder Spielzeug griffbereit zu haben.
Kommt es zu einem Knall, reagiert der Mensch ruhig, gut gelaunt und bietet dem Hund unmittelbar etwas Positives an, z. B.:
• besonders begehrte, stark riechende Leckerchen
• sichtbares Werfen von Futter, das der Hund suchen darf
• kurzes, freudiges Spiel, wenn der Hund dafür zugänglich ist
Ziel ist, dass der Hund lernt:
Knallgeräusche kündigen nichts Bedrohliches an, sondern gehen mit etwas Angenehmem einher.
Diese Form der Gegenkonditionierung sollte schon bei Welpen und Junghunden einsetzen, um der Entstehung von Geräuschängsten frühzeitig vorzubeugen.
Wichtiger Hinweis zum Training
Dieses Vorgehen ist kein Schnelltraining für die letzten Tage vor Silvester, sondern eine langfristige Vorbereitung, trotzdem lieber spät als nie.
Zeigt der Hund bereits bei sehr leisen Geräuschen Unsicherheit oder Stress, ist das Trainingsniveau zu hoch gewählt und muss reduziert werden. Training findet immer unterhalb der individuellen Stressschwelle statt, wählen Sie deshalb zum Spaziergang Orte, die weiter außerhalb liegen.
3. Unterstützende Nahrungsergänzungen und Pheromone
Es gibt Nahrungsergänzungen mit Inhaltsstoffen wie Tryptophan oder Casein-Hydrolysaten, die das Training unterstützen können.
Dabei handelt es sich nicht um Medikamente oder sedierende Substanzen. Die Wirkung setzt verzögert ein und ist subtil.
Wichtig:
Diese Produkte wirken nicht allein, sondern ausschließlich begleitend zu einem passenden Training.
Auch der Einsatz von synthetischen Pheromonen, die die Duftstoffe säugender Hündinnen nachahmen, kann bei manchen Hunden eine leichte Beruhigung bewirken. Sie ersetzen jedoch kein Training.
4. Medikamentöse Unterstützung (Psychopharmaka)
Bei ausgeprägten Angststörungen oder echten Geräuschphobien sollte nicht davor zurückgeschreckt werden, dem Hund medizinisch zu helfen.
Wichtig !!!
Geben Sie Ihrem silvesterpanischen Hund auf keinen Fall Acepromazin!
Dieser Wirkstoff ist ein Phenothiazin-Derivat und wirkt als Neuroleptikum und Sedativum. Er dämpft die Motorik, unterdrückt jedoch nicht die Angst, sondern kann diese sogar verstärken, da der Hund die Situation weiterhin bewusst wahrnimmt, sich aber nicht mehr bewegen kann.
Der Hund ist faktisch gelähmt.
Acepromazin wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben und ist zur Behandlung von Angst oder Geräuschphobien ungeeignet.
Entscheidend ist, dass der Hund nicht „ruhiggestellt“ oder emotional abgeschaltet wird. Eine unpassende Medikation kann Angstzustände Verstärken.
Eine medikamentöse Behandlung gehört ausschließlich in fachkundige Hände.
Bei schweren Angststörungen wenden Sie sich bitte ausschließlich an approbierte Tierärzt:innen mit Zusatzqualifikation Verhaltenstherapie, gelistet bei der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie e. V. (GTVMT):
Von nicht tierärztlichen oder nicht qualifizierten Anbietern ist abzuraten.
Bei Fragen zum Training wenden Sie sich gerne an mich.

Weiterführende, fachlich fundierte Links
Panik an Silvester.
Tierarzt Dr. Rückert gibt wichtige Informationen, aktuelle Version für 2019
https://www.ralph-rueckert.de/blog/silvester-2024-der-eierlikoer-eklat-der-eierlikoer-krieg/
Trösten oder nicht trösten, wenn es knallt und sich der Hund beeindruckt zeigt. Hier ein fachlich korrekter Artikel zum Thema:
https://www.kleintierverhalten.eu/2019/02/24/zum-umgang-mit-furcht-vor-feuerwerk/
Die Folgen der Silvesterangst für Hunde:
https://www.vdtt.org/redaktionelles/339-silvesterangst-bei-hunden-schmerzhafte-erfahrung
TASSO-Silvestertipps
„Gut geschützt, wenn es draußen zischt und knallt“
> Fachlich fundierte Hinweise von TASSO e.V. zur Silvesternacht mit Hund und Katze – u. a. Sicherheitsmaßnahmen und Stressreduktion.
https://www.tasso.net/Presse/Pressemitteilungen/2025/Silvestertipps-2025
TASSO-Pressemitteilung
„Die gefährlichste Nacht des Jahres“ (2019)
> Hintergrund zur Gefahr Silvester für Haustiere, Entlaufen und konkrete Empfehlungen für Halter:innen.
https://www.tasso.net/Presse/Pressemitteilungen/2019/Die-gefaehrlichste-Nacht-des-Jahres
TASSO-Seite
„Silvester mit Hund: 10 Tipps gegen die Angst“
> Praxisnahe Alltags-Tipps für Hundehalter:innen, wie der Hund entspannt durch die Silvesternacht kommen kann.
https://www.tasso.net/Service/Wissensportal/Hundehaltung/Silvester-mit-Hund
Text + Video mit Silvestergeräuschen:
Während der Hund frisst oder spielt, die Geräusche in dosierter Lautstärke abspielen, die Lautstärke so regeln, dass der Hund nicht beeindruckt ist.
Wichtig:
1. Geräusche erst abspielen wenn der Hund schon frisst oder spielt.
2. Geräusche vor beendigung des fressens oder spielens ausschalten.
Auch dieser Text ist gut, auch wenn mich Bachblüten und Homöopathie bisher nicht überzeugen konnten.
https://www.planethund.com/hundewissen/silvester-aengstlicher-hund.html
Kleines Video, vom Tierarzt zum Thema Silvester:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1789269881106250&id=446962308670354
Silvesterangst bei Hunden und Katzen:
.....weitere Links folgen mit der Zeit.

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